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Aus Gelnhäuser Tageblatt online:

36 „Stolpersteine“ erinnern an Schicksale der Gelnhäuser Juden

01.10.2009 – GELNHAUSEN

Gestern Abend: Interessengemeinschaft stellt erste Verlegung am 20. Oktober, 14 Uhr, vor

Sabine Köhler-Lindig. 36 „Stolpersteine“ erinnern ab Dienstag, 20. Oktober, 14 Uhr, in der Altstadt an die während des Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Gelnhäuser Juden. Der Künstler Gunter Demnig, der durch das Projekt „Stolpersteine“ bekannt geworden ist, kommt an diesem Tag in die Barbarossastadt, um die ersten Mahnmale zu verlegen.
Als vorläufigen Höhepunkt bezeichnete Bürgermeister Thorsten Stolz gestern Abend den Stand der Arbeit der Interessengemeinschaft (IG) „Stolpersteine“ Gelnhausen. Zusammen mit Peter Musall, Christine Raedler, Christel Schmitz-Bonfigt, Rosemarie Bartel und Prof. Dr. David Lupton verdeutlichte der Rathauschef im Rahmen eines Pressegesprächs die Bedeutung, die das Projekt für die Stadt habe, und ging auf die einzelnen Etappen bis zur Verlegung ein.

„Die ,Stolpersteine` sind ein Mittel der Mahnung und der Erinnerung“, so der Rathauschef, der den Mitgliedern der IG für ihr Engagement dankte. Alle Parteien, Fraktionen und auch die Kirchen stünden hinter der Aktion.

Verlegt werden die Steine mit Messingplatten, auf denen die Namen und Lebensdaten von NS-Opfern eingraviert sind, zunächst im „Mittelpunkt des jüdischen Lebens“ in Gelnhausen, verdeutlichte Historikerin Christine Raedler. In der Brentanostraße erinnern ab dem 20. Oktober 13 „Stolpersteine“ an Gelnhäuser Juden, in der Holzgasse wird ein Stein ins Pflaster gesetzt, in der Töpfergasse vier, in der Langgasse sieben und elf Steine werden in der Burgstraße verlegt. „Sie alle waren Bürger dieser Stadt. Mein Wunsch ist es, dass durch diese Aktion die Gelnhäuser Bürger dazu bereit werden, über die Vergangenheit zu sprechen“, sagte Lupton, der als Ortsvorsteher Mitte zusammen mit Rosemarie Bartel vor 15 Monaten das Projekt ins Rollen brachte. Eine Zeit intensiver Recherche folgte, bei der Historikerin Christine Raedler, die sich als gebürtige Gelnhäuserin seit längerer Zeit mit der Geschichte der Juden in ihrer Heimatstadt beschäftigt, einen großen Beitrag leistete. „Viele der Gelnhäuser Juden dachten, dass sie auch in Gelnhausen bestattet werden. Umso schöner ist es, dass ihre Namen jetzt an die Orte ihres Wohnens und Wirkens zurück kehren“, freute sich Raedler.

Auch Christel Schmitz-Bonfigt sei es als Geschichtslehrerin ein Bedürfnis gewesen, sich an der Aktion zu beteiligen.

Als er einst nach Gelnhausen kam, habe ihn erschüttert, wie die Stadt mit der Geschichte der Juden umgegangen sei. Es freue ihn sehr, dass die „Stolpersteine“ nun von allen gesellschaftlichen Gruppen getragen werden, erläuterte Pfarrer Musall. „Die Aktion ist mittlerweile ein Selbstläufer geworden“, berichtete Rosemarie Bartel. Sie habe eine hohe Bereitschaft der Bürger und vor allem der Anwohner wahrgenommen, sich an den „Stolpersteinen“ zu beteiligen. Spenden für 50 Steine seien bereits eingegangen, sodass das Projekt im nächsten Jahr fortgeführt werden könnte.

Zunächst werden aber die ersten 36 „Stolpersteine“ am 20. Oktober verlegt. Im Vorfeld wird in den Pali-Lichtspielen am Sonntag, 18. Oktober, um 11.30 Uhr der Film „Stolperstein“ von Dörte Frank gezeigt, eine Dokumentation über Künstler Gunter Demnig. Interessierte sind herzlich willkommen, so die IG.